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s L i b e r a l e T a g e b u c h
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Sammlung
Originaldokumente aus „Das Liberale
Tagebuch“, http://www.dr-trier.de |
Hirnforschung: Kein Zutritt für Unwichtiges Filter ist wichtiger für Gedächtnisleistung
als Speicherkapazität 25.11.2005, ddp/wissenschaft.de, Martin Schäfer Das Kurzzeitgedächtnis für visuelle Sinneseindrücke
funktioniert umso besser, je effektiver unwichtige Daten aus der ständigen
Informationsflut herausgefiltert werden können. Die Größe des zur Verfügung
stehenden Speicherplatzes im Gehirn spielt hingegen für die Leistung des
visuellen Arbeitsgedächtnisses keine Rolle. Das haben amerikanische Forscher
herausgefunden. Sie zeigten Testpersonen Bilder für einen Gedächtnistest am
Computerbildschirm. Je besser die Probanden unwichtige Eindrücke aus den
Bildern ignorierten, umso höher war ihre Gedächtnisleistung. In ihrer Untersuchung zeigten die Forscher 15
Collegestudenten verschiedene Arrangements von roten und blauen Rechtecken
auf dem Computerbildschirm. Eine Aufgabe bestand beispielsweise darin, sich
die roten zu merken und die blauen zu ignorieren. Nach etwa einer Sekunde
Pause mussten die Studenten die roten Objekte wiedererkennen. Dies gelang
umso besser, je stärker die blauen Rechtecke in der Wahrnehmung
herausgefiltert wurden. Diese Filterfunktion konnten die Forscher an den
Gehirnströmen der Probanden mitverfolgen. Mit 22 Elektroden auf der Kopfhaut
nahmen sie die Aktivität im visuellen Gedächtnis während der Aufgaben auf.
Dabei konnten sie deutlich unterscheiden, ob die Testpersonen die blauen
Störelemente herausfilterten und wie gut sie sich auf die relevanten roten
Elemente konzentrierten. Je besser dieser Filter funktionierte, desto besser
schnitten die Studenten ab. Die Forscher vermuten, dass sich das Gehirn mit
dieser Filterfunktion freie Kapazitäten schafft, um die jeweilige Aufgabe
zuverlässiger zu lösen. Mit dieser Erkenntnis widerlegen die Forscher die
bisherige Annahme, dass für eine gute Gedächtnisleistung die Menge der
abgespeicherten Informationen im Gedächtnis entscheidend sei. Vielmehr komme
es darauf an, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und irrelevante
Aspekte in Sinnesausdrücken auszublenden. Die Forscher vergleichen dies mit
dem Türsteher einer Diskothek, der nur die richtigen Gäste einlässt. Sie
hoffen nun, dass ihre Ergebnisse neue Diagnose- und Therapiemöglichkeiten bei
Aufmerksamkeitsproblemen und Erkrankungen des Gehirns eröffnen. Edward Vogel (Universität von Oregon, Eugene) et al.:
Nature, Bd. 438, S. 500 |