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Stand: 30. August 2007, 23:30 / 28.10.05 / 19.03.02 / 16.01.02 / 02.08.01

zur Ratssitzung vom 30. August 2007

Kölner Häfen: Niehl, Godorf ... “MVA” des Kölner Südens?

Bekannt ist: Seit Mitte der achtziger Jahre bastelte die bis 1999 in Köln herrschende SPD an diversen Hafenkonzepten. Hafenflächen wurden zweckentfremdet, Häfen stillgelegt oder nicht genutzt. Nachdem der Bau eines vernünftigen Hafens im Kölner Norden wegen fehlender politischer Führungskraft scheiterte und die Investition nach Neuss ging, wollte die SPD einen Minihafen in Godorf bauen. Finanzmittel der Landesregierung stünden bereit, als ob die öffentlichen Schulden der Republik nicht in die Billionen gingen. Und “Gutachten” hat sich die SPD bei renommierten Firmen bestellt. Hunderttausende EUR hat das gekostet. Genau gelesen, steht sogar in diesen Gutachten, der Minihafen in Gordorf sei nicht wirtschaftlich. Aus diesem Grund hat die FDP-Fraktion im
Kölner Stadtrat nach gründlicher Überlegung das Projekt verworfen
(s.a. Bericht etwa KStA vom 27.7.01, Seite 12); dies ist ein wichtiger Baustein und ein ermutigender Schritt im Rahmen kompetenter Kölner Wirtschaftspolitik. Weitere
Argumente der Kölner FDP.

Schade, dass eine Investition von ca. 50.000.000 Euro zunächst nicht stattfinden kann. Aber es kann eben einfach nicht verantwortet werden, eine Fehlinvestition in ein technisches Torso und in dieser Größenordnung “zuzulassen”. Kölner SPD: Deckel drauf und sprechen Sie mit Ihren Genossen von der Landesregierung, damit das viele Geld in Köln anders und besser investiert werden kann. Ach, und erkundigen Sie sich schon ein mal, ob in der Investitionskostenschätzung die berüchtigten NA’s enthalten sind. Werden diese Beträge abgezogen, wird das Projekt vielleicht doch wirtschaftlich - Schon wegen Ihrer Sozialen Gerechtigkeit ...

Leider gibt es darüber hinaus noch schlechte Nachrichten zum Thema: Die Hafenaktivität in Köln ist ziemlich schwach. In Niehl besteht seit Jahren ein zwar großes Containerlager, aber “mit ohne nichts drin”. Ein paar lahme Bewegungen auf dem Festland finden durchaus statt. Aber Schiffe: Tote Hose seit Jahren. Die Aktivitäten werden nunmehr durch periodische Inspektionen, seit August auch photographisch dokumentiert.

Siehe also folgende Tabelle und Fotos:

 

Containerschiffe (gesamt/umschlagaktiv)

Schiffe für sonstige Transporte (gesamt/umschlagaktiv)

21. Juni 2001, 15:00

0 / 0

4 / 0

2. August 2001, 13:00

0 / 0

1 / 0

28. Oktober 2005, 14:30

1 / 1

4 / 1

 

 

 

Rege Hafenaktivität am 2. August 2001:

Köln

30. August 2007

Mit “hochkarätigem Gutachten” ... reingelegt

Oder “Wie die Geschichte weiterging”

Nicht nur die Aufgabe an die Gutachter wurde in der Ratssitzung vom 2. Februar 2007 unvollständig/falsch gestellt.

100% Auslastung eine Schnapsidee

Die Gutachter unterstellen als Prämisse für die Wirtschaftlichkeit der Godorf-Er- weiterung, dass Niehl und Godorf (erweitert) einen Umschlag von 240.000 Con- tainer / Jahr “über die Kaimauer” abwickeln werden.

Das ohne Zweifel hochtrabende, verworrene und rechnerisch nicht nachvollzieh- bare Gutachten versuchen zu verstehen, ist daher reine Zeitverschwendung, denn Niehl ist allenfalls marginal ausgelastet, etwa 10.000 Container p.a.

Alle Mitglieder der Ratsfraktionen von CDU und SPD erhielten am 29.08.07, mittags in den Fraktionsgeschäftsstellen abgegeben, folgendes Schreiben (Auszug): 

Erweiterung des Hafens in Godorf

Sehr geehrte              ,

...

Dem Vernehmen nach ist Ihre Fraktion mit dem Gutachten des Prof. Baum intensiv befasst worden. Es wird Ihnen so gegangen sein wie mir: Das Zahlen- werk ist nur durch ergänzende Informationen überhaupt nachvollziehbar. Das Gutachten hätte sehr wohl „benutzerfreundlicher“ verfasst werden können. Wie immer in solchen Fällen sind Annahmen die unverzichtbare Grundlage jeder Investitionsentscheidung. Daran aber hapert es, weshalb das Studium der Unterlage nur Zeitverschwendung ist und bestenfalls ablenkt.

Ihnen liegen – wiederum dem Vernehmen nach – keine zwei bis drei Seiten vor, in denen unter anderem die IST-Auslastung des Niehler Hafens unter Angabe des persönlich haftenden Autors stringent nachgewiesen wird. Die Citizen Consult GmbH, die von den Grünen beauftragt wurde, hat aus Kreisen der HGK die Information erhalten, Niehl tätige einen wirtschaftlich effektiven Umschlag von 95500 Container/Jahr. Baum geht sogar von 120.000 Container/Jahr aus.

Unangenehm ist, dass keine der beiden Zahlen glaubwürdig ist. Beispiel 120.000: An 300 Tagen/Jahr würde rund um die Uhr alle 6 Stunden ein schwer beladenes Schiff den Hafen anfahren/verlassen. Diese Annahmen sind absolut irreal. Aus jahrelanger und wiederholter Beobachtung notiere ich Ihnen: Über die Kaimauer ist die wirtschaftlich nutzbringende Aktivität von Niehl marginal – vielleicht nur
10.000 Container/Jahr. Wenn diese Beobachtung der Realität entspricht und wenn die Fraktionen von CDU und SPD dem Projekt zustimmen wollen, stünden wir vor einer krassen Fehlentscheidung. Es sei denn, es gäbe andere Gründe für den Ausbau von Godorf – worüber allerdings nichts bekannt ist.

Ich notiere Ihnen schließlich: Vorstellbar ist, dass etwa eine Bürgerinitiative unter Einsatz von ca. 60 Mann-Tagen (à 8 Stunden) auf der Brücke über der Hafenein- fahrt eine Zählwache installiert und die Grundlage einer möglicherweise positiven Entscheidung zur Godorf-Erweiterung zerschmettert. Muss das sein? Vor dem Hintergrund bekannter, problematischer Entscheidungen in der Vergangenheit (Messehallen, U-Bahn für nur ca. 600 Mio. und „anderen“) wäre es schade, wenn die Glaubwürdigkeit unserer wunderbaren Demokratie abermals Schaden erlitte.

Nicht zur Belehrung, sondern der Systematik halber, fasse ich zusammen: Sie könnten im Sinne dieses Schreibens neben der Möglichkeit gegen das Projekt zu stimmen:

  1. die Entscheidung aufschieben und eine Sonderprüfung bei der HGK zu veranlassen oder
  2. den positiven Beschluss unter dem Vorbehalt einer Sonderprüfung bei der HGK fassen.

Mit freundlichen Grüßen, Dr. Bernardo Trier

-----------------

Bereits am Abend des 30.08.07 meldete der KStA, dass der Rat mit 53 Stimmen für die Erweiterung von Godorf gestimmt habe. Wenn sich die 53 zustimmenden Mitglieder des Rates ihrer Sache sicher waren, dann mussten sie sich sicher sein, dass aus den Antworten folgender Fragen eine signifikante Auslastung von Niehl sich bereits heute ableiten lässt:


(1) Analyse des Umsatzes 2004, 2005, 2006 wie folgt untergliedert:
 

  • Einsenbahntransporte
    • Transporte mit Containern die in Niehl umgeschlagen wurden, unterteilt nach Ziel/Quelle der KLV Terminals der HGK
      • Darstellung des Vorteils für Kunden, die an Übersee versenden/empfangen den möglichen Bahntransport zu Seehäfen durch einen Binnen-Schifftransport zu unterbrechen. Erläuterung auf Basis der Marktpreise für Logistik-Dienstleistungen
    • Sonstige Transporte
       
  • Pacht/Miete von Immobilien (Köln-Düsseldorfer, Heizwerk, Logistik-Unternehmen) unterteilt nach Grundstücke/Hallen mit hafenaffiner Nutzung und sonstige.
     
  • Hafenaktivitäten
    • Niehl
      • Umsatz aus Liegegebühren von Schiffen ohne Güterumschlag
      • Umsatz aus Liegegebühren des Leercontainer-Lagers im Hafen; (erzielte) Ist-Einheitspreise
      • Umsatz aus Bewegungen in/aus Leercontainerlager; (erzielte) Ist-Einheitspreise
      • Umsatz aus Güterumschlag (Ziel/Quelle-Häfen außerhalb Köln) in Container mit Angabe der Zahl des Geschäftsfälle; (erzielte) Ist-Einheitspreise
      • Umsatz aus dem Umschlag leerer Container mit Ziel/Quelle andere Häfen außerhalb Köln; (erzielte) Ist-Einheitspreise
      • Umsatz aus sonstigem Güterumschlag
    • Godorf
    • Andere Häfen (einschließlich „Rheinauhafen“)
       
  • Sonstige Umsätze, im Falle eines erheblichen Wertes ggf. sachlich unterteilt.


(2) Aus den Unterlagen der Buchhaltung (Betriebsabrechnung) sind zu ermitteln:
 

  • Anzahl der Eingänge im Leercontainerlager
  • Anzahl der Ausgänge aus dem Leercontainerlager
  • Anzahl der Umschläge mit Container (Ziel/Quelle-Häfen außerhalb Köln) die Güter enthalten.
  • Anzahl der Leer-Container nach/von Ziel/Quelle-Häfen außerhalb Köln


(3) Technischer Ist-Daten
 

  • Umschlagskapazität der fünf Brückenkräne/Containerbrücken (in Container/Stunde) in Niehl
  • Noch erwartete Lebensdauer der Kräne und getätigte Instandhaltung in €
  • Neu- und Buchwert der Kräne.
  • Jährliche Ist-Nutzungsdauer der Kräne
    • Bewegungen in/aus Leercontainerlager (unterteilt nach LKW, Schiff, Bahn)
    • Güterumschläge Kai an Ziel/Quelle-Häfen außerhalb Köln)
    • Güterumschläge Kai auf/von Eisenbahn
    • Güterumschläge Schiff auf/von Bahn
    • sonstige

 



Zu fragen ist: Kannte der Aufsichtsrat der HGK diese Zahlen? Bekannt ist das jedenfalls nicht geworden. Es ist mehr: Substantiierte Aussagen aus eigener Erkenntnis liegen politischerseits nicht vor. Jedes Ratsmitglied von CDU und SPD ist allerdings in der Lage sich hinter dem Baum-Gutachten und ggf. darauf basierender Missverständnisse zu verschanzen. Dabei genügt ggf. die Kenntnis der Wahrheit gemäß o.a. Fragen, um das Projekt sofort zu beenden.

Was
fehlt noch? Die politische Bewertung: SPD und Staatswirtschaft, die Dusse- ligkeit der CDU (“ein hochkarätiges Gutachten) und die gezinkten Karten der Grü- nen. Schade dass die FDP nicht im Stande ist, effektiver zu wirken; selbstver- ständlich hat das Auswirkung auf das Wählerverhalten: Im Zweifel doch lieber CDU/CSU oder SPD.

Sobald das Protokoll der Ratssitzung von heute vorliegt, wird die politische Bewertung nachgeholt.

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Becken 3

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Becken 1