Stand: 20. März 2002, 8:00
Europa
Die Deutschen leben in Europa. Das ist schon lange gewusst, aber so bewusst nicht gewesen. Über 20 Jahrhunderte betrachtet ist der Zustand des
“geeinigten” Europa eher Regel als Ausnahme. Seit vielen Jahrhunderten bestehen Kirchen, teilweise auch Unternehmen über alle Sprachbarrieren hinweg. Obwohl die früher regierenden Fürsten Europas über alle
Grenzen eng verwandt sind, hat jedoch die politische Sphäre die Teilung der Region gefördert; es ließ sich so besser regie- ren; im übrigen waren die absoluten Herrscher weder ideell, noch organisatorisch und
technologisch in der Lage “das Reich zusammenzuhalten”. Daher war es ohne Zweifel visionär in der Mitte des vorigen Jahrhunderts mit der erneuten Errichtung europäischer politischer Institutionen zu beginnen.
Wir erleben heute also die Wiedervereinigung von Europa. Diesmal erfolgt der Zu- sammenschluss freiwillig. Mehr Menschen als früher haben durch Reisen persön-
liche Eindrücke transportiert. Aber auch der externe Druck auf Gesamteuropa ist stärker als früher. Wir wissen selbstverständlich nicht, ob die bereits fortgeschrit- tene Vereinigung von Europa dauerhaft halten wird.
Aus heutiger Sicht jedenfalls ist Europa die Quelle von Freiheit im großen Raum. Für Liberale also ein erhal- tenswerter Zustand der weiter vertieft werden sollte. Dabei erhöht die Vielfältigkeit der Kulturen und des
Raumes die Attraktivität von Europa. Vereinigung in Vielfalt, eine Bereicherung. Aber Vereinigung nie mit dem Ziel, den kulturellen Einheits- brei anzustreben. Europa ist für Liberale der ideale Kultotop:
Dezentralisation, Eigenverantwortung, Eigenständigkeit, Selbstbestimmung. Liberale können das besser, weil selbst gewünschte, selbst erlebte Freiheit Sinn und Gewinn von To- leranz persönlich nachvollziehbar machen.
Für Liberale gilt: Toleranz bedeutet aber auch Toleranz gegenüber den Kleinka- rierten, den Spießern, den engstirnig Nationalen, weil außer Liberalen niemand in
der Lage ist, auch diese Mitmenschen für die Mitfahrt zu gewinnen. Kleiner Pa- triotismus geht ohne Zweifel in Ordnung
; aber zuviel “Patriotismus” zerstört Europa - insbesondere wenn politische Propaganda unverantwortlicherweise des- truktiv zur Verbesserung der Wahlchancen
Einzelner eingesetzt wird. Dagegen allerdings gibt es ein gute Kräuter: Geduld, Tüchtigkeit und Kompetenz. Europa ist eine Mission. Für jedermann eine Herausforderung.
Lesen Sie mehr zu den Beiträgen der Liberalen
, den “Leistungen” von Grünrot
, dem Konferenz-Europa, so wie den Tagungen in Lissabon 1999
und Laeken 2001.
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