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Stand: 9. März 2003, 24:00

Schulnoten

Lernen “für die Noten”? Lernen zum Wissen?

Ich lerne. Du lernst. Wir lernen. Ihr lernt ...

Große Aufregung im ehemaligen Bundeswunderland, PISA X hat festgeschrie- ben, dass in Sachen Schulnoten der Wurm drin ist; es scheinen unfassbare Zu- stände zu herrschen. Politiker laufen im Dutzenderpack aufgeregt und mit ge- schwollenen Kämmen herum. Denn Noten müssen doch so gerecht sein. Noten- ungerechtigkeit ist nämlich unzumutbar. Und außerdem: Art. 72,2 GG, gleiche Lebensverhältnisse in ganz Deutschland, sind in der Verfassung vorgeschrieben. Jetzt aber: Die Sache mit den Noten, das muß geregelt werden. In Deutschland gibt es 350.000 - 400.000 Lehrer; das totale Chaos, alles eigenständige Perso- nen, die urteilen alle so anders; der Unordnung Tür und Tor geöffnet. Sogar inner- halb einer Schule könnten die Noten für gleiche Leistung um 0,1 von einander abweichen. Unglaublich! Es wiehern Amtsschimmel, dass Fenster scheppern. Wenn das Bundesverfassungsgericht davon Wind bekäme! Die Chancengerech- tigkeit, die Sozialgerechtigkeit, die Gehaltsgerechtigkeit, die Gerechtigkeits- gerechtigkeit ... alle sollen die gleiche Chance haben ... Bundespräsident zu wer- den. Schließlich hat ein Mensch mit Note 3 weniger Wissen als ein Mensch mit Note 2 ... Her mit dieser modernen Notengerechtigkeit. Deutschland wird refor- miert. Ha, Reformstau für 100 Jahre. Das gibt ganz viele schöne Arbeitsplätze. Beim Staat! Prima und 1a abgesichert. Und Generationen von regierenden Da- men und Herren haben Gelegenheit feierliche Regierungserklärungen vom Stapel zu lassen; Generationen von opponierenden Damen und Herren, können den dem entsprechend Regierenden das totale Versagen vorwerfen - Todmüdigkeit aller am Wochenende das Resultat aufopfernden Eintretens für die Menschheit. Also, Notengerechtigkeit gut fürs Sozialprodukt, lasst uns in die Hände spucken ... und wir, die Regler, wir sind so wichtig. Und Legionen sind beschäftigt. Und die Wer- beleute haben Aufträge. Und die Medien haben Themen. Für die “Tohk”-Sendun- gen. Christiansen! Und der Herr Bundespräsident hat ein Thema für die nächste Rede; auch er beschäftigt - voller Sorgen, seine Stirn in Falten. Völlig klar, wegen der Gerechtigkeit muss Notengerechtigkeit gestaltet werden. Ist sogar ein Öko- problem ... denn Soziogift ist Umweltschmutz.

Nachtigall, ick hör Dir trapsen - gottseidank ist Trapsen in D’land nicht verboten.

Fragten wir die Notenfetischisten, warum sie geregelte Noten haben wollen, wür- den wir blubb-blubb-blubb (Gründe siehe oben) sicher hören.

Stichhaltigkeit? Geschenkt.

Also Noten abschaffen? Natürlich nicht.

  • Ich will lernen: Was ist mein Fortschritt aus der Sicht meines Lehrers?
  • Du lernst. Wirklich? Was meint Dein Lehrer? Es fragen besorgt die Eltern
  • Wir lernen. Was können denn die Schüler-Kollegen?
  • Ihr lernt. Für Euch. Ich aber muss wissen, ob meine Arbeit fortschreitet.

Das war es dann aber auch. Landesweite Vergleichbarkeit, bundesweite Ver- gleichbarkeit. Alles Vollkokolores. Im besten Fall, Sozialismus pur. Warum soll eine Schülerin aus Unterkleckersdorf und der Schüler aus Kleinkleckersdorf für gleiche Leistung in Deutsch die gleiche Note bekommen? Damit sie bei der Be- werbung um die gleiche Position als Inspektor in Großkleckersdorf die gleiche Chance haben? Ach! Was ist das denn, gleiche Leistung? Die Bildungsstan- dards! Bis die gefunden sind, kann im deutschen Bildungssystem weiter ge- schlampt bzw. geurlaubt werden und Lehrerfortbildung ganz besonders Anfang Oktober mit entsprechendem Unterrichtsausfall stattfinden. À propos Unterrichts- ausfall ... Wie angenehm, auf die “Standards” warten zu müssen ...

Was wäre denn mit bundeseinheitlichen Richtlinien zu modernen und gerechten Benotung von Schülerleistungen gewonnen? Die Streuung, die durchschnittliche Abweichung, angenommen dies sei messbar, wäre beispielsweise vom Wert 1 ,23454 auf 1,0334 gesunken. Klar, besser 1,03 als 1,23. Das aber machte die Republik glücklich? Welche Probleme wären denn dann gelöst?

Aber die Einstellung der jungen Leute ... Ach ja. Legt also der einstellende Per- sonalreferent, der einstellende Chef die Zeugnisse akurat nebeneinander und ... entscheidet dann, möglicherweise gegen den im Gespräch gewonnenen Ein- druck aufgrund von numerischen oder statistischen Vergleichen ... Möglich, dass es Leute gibt, die dies so sehen ... sicherlich, gegen Ahnungslosigkeit ist kein Kraut gewachsen ... aber real sind so die Verhältnisse nicht.

Das Thema ist weitgehend irrelevant; bestenfalls eine Verwaltungs-ABM, die den öffentlichen Dienst weiter aufbläht.

Wenn es also krasse Abweichungen, etwa gleiche schriftliche Mathe-Leistung einmal mit 2 einmal mit 4 benotet, gibt, dann kann die Verwaltung per Schulrat, der ohnehin über das Schulgeschehen, durch laufenden Kontakt mit den von ihm geführten Lehrkräften bestens informiert ist, diese krassen Fälle durch Mitarbei- tergespräche sicher sehr schnell ausmerzen; er sollte das auch wirklich tun. Käme nun der Einwand, die Schulräte seien durch ihre “Verwaltungstätigkeit” so über- lastet, dass sie die einzelnen Lehrer, die sie zu führen haben nur alle Jubeljahre einmal sehen, wäre ein wirklich ernstes Problem evident geworden.

Das wäre mit Sicherheit kein Problem der Notengebung für Schülerleistungen ...

Eventuell ein Problem, Politikerleistung zu messen ...

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Bildung Bund