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jenseits der Welt

Stand: 8. Juli 2006, 20:00, 24.10.04 / 06.07.04 / 22.03.04
letzte Änderungen kursiv gesetzt

Jenseits der Erde

Der Anlass: G.W. Bush, “Mannen zum Mars” und ein kurzer Meinungsartikel:

Trifft den Geschmack

KStA, 10. Januar 2004, Seite 4 (Internet um 6:46)
von Markus Günther

Die Ankündigung der Mond- und Mars-Missionen durch George W. Bush verrät viel über den Charakter des Präsidenten. Kein Ziel ist ihm zu groß, keine Idee zu verwegen. Er sieht sich nicht als Prag- matiker im täglichen Geschäft des Kompromisses wie etwa Gerhard Schröder (Das
LT; Ä-hemm ...), sondern als Weltenlenker mit epochaler Gestaltungskraft. Der Griff nach den Sternen ist da nur logisch. Positiv gedeutet nennt man das Kühnheit; negativ ge- wendet heißt das Größenwahn.

Menschen, die nie zuvor erreichte Grenzen überschreiten und im Weltall ein neues Terrain erobern, üben eine urgewaltige Faszina- tion nicht nur auf die Amerikaner aus. Die politische Botschaft, die Bush damit am Beginn des Wahljahres lancieren will, ist unver- kennbar: Mögen sich die demokratischen Präsidentschaftskandi- daten mit Miesmacherei und dem täglichen Klein-Klein der Politik beschäftigen, der Präsident denkt in größeren Kategorien. Wahl- entscheidend wird das nicht sein, doch es trifft sicher den Ge- schmack vieler Amerikaner.

Interessante Frage, ob US-Präsident G.W. Bush von Kühnheit oder Größenwahn geplagt wird. Problem: Wir haben hier, in Deutschland, trotz beschönigender Be- schreibung durch Markus Günther, eine Figur, dessen Wirken im Spannungsver- hältnis zwischen nicht minder problematischen Kategorien steht. Gemeint ist Gerhard Schröder, Ankündigungspolitiker, Sozialhetzer, Schwadroneur, der sei- ner Partei wahrscheinlich die Sinnkrise beschert, obwohl er es dem Kanzlerpa- pier von Dezember 2002 zu Folge seit langem viel besser weiß, als etwa in seinem “Deutschen Weg” vom August 2002 zum Ausdruck kam. Wir in Deutsch- land haben mit uns selbst also genug zu tun. Bleiben wir mit beiden Füßen auf der Erde.

Genau darum geht es im Folgenden.

(A) Der Mensch

Den Menschen gibt es (u.a.) weil die Gattung mit Überlebensinstinkt, eine so ge- nannte inhärente Eigenschaft, ausgestattet ist. .

Schon schieres Leben, insbesondere massenhaftes, verändert “die Natur”. Des- wegen haben wir Liberalen 1971 in Freiburg das Verursacherprinzip beschlossen. Da die Natur auf der Erde dank menschlichen Seins immer stärker, wohl nachtei- lig, verändert wird, andererseits (derzeit) nicht umstritten ist, dass die Sonne in ca. 5 Milliarden Jahren, wörtlich explodieren wird (biblisch: Die Apokalypse), mel- det sich der Überlebensinstinkt:

“Hier, auf der Erde bekomme ‘ich’, endogen oder exogen, irgendwann ein  happi- ges Problem”.

Resultat: Gibt es irgendwo im All ein Plätzchen auf dem wir es uns ersatzweise bequem machen können? Suche und Du wirst finden.

(B) Über menschliches Können

Ganz ähnlich muss das Gefühl der Neanderthaler, CroMagnons und anderer Gat- tungen früher gewesen sein. Sie suchten, besiedelten, bei damaligen Verhältnis- sen nur in Jahren zu durchstreifen, schließlich größere Gebiete dieser Erde. Die Suche im Weltall, also ein natürlicher Trieb. Im übrigen eine bereits heutige Men- schen beruhigende Tätigkeit: Es gibt keinen Grund, die Hoffnung aufzugeben.

Die Neugier hat längst Taten und Ergebnisse produziert. Kommunikation, Welt- raumlabors, Sonnenforschung oder Aufspüren von Himmelskörpern, die hier zer- stören könnten. Wir wissen auch mehr über “früher”, dem Beginn der 13 Mrd Jah- re nach dem angeblichen Urknall. Von der Zeit davor definitionsgemäß nichts. Ist schon gut - wir leben damit.

Merke: Einstein hat seine Relativitätstheorien, aus denen sich die Beschränktheit menschlicher Mobilität im Weltall ableitet, entwickelt, noch bevor das Hubble- Weltraumteleskop oder die große Sternwarte auf dem Cerro Paranal in Chile in Betrieb genommen wurden.

(C) ”Toyota” problematisieren

Bush hat also, mehrere Zeitungen berichteten, Anfang Januar 2004 beschlossen dem US-Kongress das Projekt “Marsexpedition, Zwischenstation Mond ” vor- zuschlagen. Das würde eine Schweinegeld kosten. Und wegen der (unvermeidli- chen) Globalisierung werden wir hier in Europa ökonomisch “Betroffene” sein. Daher wollen wir in der Sache ein Wörtchen mitreden.

(D) Zustand: Ist die Erde ein Klo?

Woran hapert es hier, auf der Erde? Zu viele Menschen, zu wenig Natur. (Abson- derlich: Die grünrote Bundesregierung - erinnert an “Die Handbremse” - will die deutsche Geburtenrate erhöhen, statt für weltweit weniger Geburten Maßnahmen vorzuschlagen, “auf den Weg zu bringen” und die Beteiligung von Deutschland an der Umsetzung zu besorgen).

Wie immer Analyse vorneweg: Die Situation ist viel komplexer, dennoch schnell beschrieben.

Nachdem die Materie aus der die Erde im Wesentlichen heute besteht, “versam- melt” war, kühlte das Agglomerat ab und verdichtete sich. Im Zuge dieser Pro- zesse fand physikalisch-chemisch bedingt Stoff-Segregation statt: Etwa Ozeane, Landmasse, Eisenkern der Erde und die Bildung von Lagerstätten, die heute als Rohstoffquellen genutzt werden. Das Potenzial segregierter Stoffgemische hat Leben katalysiert, hervorgebracht. Leben bewirkt nun per Saldo seinerseits eine Homogenisierung (das Gegenteil von Segregation) von Stoffen; intelligentes Le- ben beschleunigt (also antropogen) die Homogenisierung der Stoffe auch in der Biosphäre; Anstieg der Welt-Entropie, die Konsequenz. Endzustand? Nicht totale Homogenisierung, denn jegliches Leben würde “aussterben”, sobald das Bio-Potenzial des Stoffgemisches weit genug gefallen ist - falls der segregierte Zustand durch natürliche oder künstliche Prozesse nicht erhalten bleibt.

Die Menschheit kann unter diesen Prämissen durch drei Vorgehensweisen über- leben:

  1. Auswanderung (von einem Teil der Menschen) zu einem anderen, natürli- chen, oder künstlichen Himmelskörper. Hierzu hat sich Stephen Hawking Anfang Juli 2006 positiv geäußert. Notiert sei: Die Reise der Auswanderer dauert Jahrzehnte vielleicht Jahrhunderte oder Jahrtausende. Über die Ausstattung des Raumschiffes in dem wohl Generationen leben müssen, gibt es keine Vorstellung; auch nicht darüber, wie die sich die Auswande- rer psychologisch und sozial entwickeln. Ob vorher der Ziel-Himmelkörper bemannt oder unbemannt inspiziert wird, wissen wir nicht. So wahrschein- lich es ist, dass die Auswanderung spätestens in der nächsten Million Jahre stattfindet, so unwahrscheinlich ist es, dass alle Menschen trotz wahrscheinlich schrumpfender Bevölkerung auswandern können. Viel- leicht werden Menschen zum Zeck der Auswanderung doch “gezüchtet”. Aus heutiger Sicht selbstverständlich der Horror.
  2. Künstliche Stoff-Segregation (z.B. Entzug von CO2 aus der Atmosphäre) durch Energieeinsatz
  3. Rohstoff- und Energieversorgung “aus dem Weltall” (Import von Bio-Poten- zial, d.h., von Stoffsegregation)

(E) Lösung

Das Problem des Überlebens “reduziert” sich auf die Beantwortung folgender schlicht formulierter Fragen: Mit welchen Anlagen, Apparaten, Vorrichtungen (zur Umsetzung und Speicherung von Stoffen und Energie) kann einer oder gleichzei- tig mehrere der o.a. Wege gegangen werden und mit wie viel Energie ist in Vor- lage zu treten, bevor ein (neuer) lebensfreundlicher Zustand gefunden und stabili- siert wird? Dass sich hinter diesen harmlos klingenden Fragen schier unvorstell- bare Energiemengen verbergen, kann und sollte heute nicht bezweifelt werden.

Die Expedition zum Mars wird nicht “just for fun” stattfinden. Es geht, wie ausge- führt, darum, menschlichen Überlebens-Instinkt - zu befriedigen. Kann aber die Expedition zum Mars zu Antworten auf Fragen, Lösung von Problemen beitragen, die für das Überleben der Menschheit erforderlich sind? Antwort: Heute nicht. An- ders: Die Mars-Expedition ist aus heutiger Sicht verbranntes Geld:

Selbstverständlich gewinnt die Menschheit Erkenntnisse durch eine bemannte Marsexpedition. Ob das aber Erkenntnisse sind, die für Rohstoffversorgung (Re- generation der Bio-Sphäre) aus dem Weltall oder die Auswanderung (zumindest von einem Teil) der Menschheit in das Weltall nötig sind, wissen wir, fair argu- mentierend, heute nicht. Wir (müssen) ahnen, dass sehr schwierige Probleme zu lösen wären. Zumindest eine Lösungsskizze wird benötigt, um etwa zu entschei- den, ob der Start von Weltraumexpeditionen im Dienste des menschlichen Über- lebens auf der Erde oder auf einem anderen festen (natürlichen oder künstlichen) Himmelskörper die signifikant bessere Alternative ist.

Auch wenn es im Hinblick auf das Gesamtproblem völlig irrelevant ist, heute zu wissen, ob es auf dem Mars Wasser gibt oder nicht, zeigen gerade die jüngsten, unbemannten, Marsexpeditionen, dass für die Analyse der chemischen und phy- sikalischen Bedingungen der festen Himmelskörper im Sonnensystem bemannte Expeditionen nicht erforderlich sind.

Also ist schon die Idee, dass Menschen “demnächst” ausgerechnet den Mars betreten sollen, gar “müssen”, zumindest beim derzeitigen Erkennt- nisstand nicht mehr als eine Schnapsidee. Bush gilt als konservativ; die Erfahrung lehrt, dass auch Sozialisten zu derartigen Schnapsideen fähig sind.

Sorry, Mr. Bush, it’s a kind of truth.

(F) Keine Marotte des Liberalen Tagebuches

Nun könnte man andererseits auch meinen, G.W. Bush habe das Projekt einer bemannten Expedition zum Mars wegen dem Wahltermin im November 2004
vom Stapel gelassen. Diese Ansicht ist überwiegend falsch, denn es wurden zu viele, sicher kluge, Leute zur Formulierung des Programms einbezogen; außer- dem sind inneramerikanischer Protest und weltweite Lachkrämpfe weitgehend ausgeblieben. Also handelt es sich bei dem Anliegen, um eines der gesamten Menschheit.

Wir, als Weltgesellschaft, wissen demzufolge, gar nicht, was wir tun; denn sicher hat niemand, auch die Weltgesellschaft nicht die Absicht eine Schnapsidee zu realisieren - wie Denken doch um Ecken Wege findet: Schöne Bestätigung (nicht Beweis) für das Axiom der sozialwissenschaftlichen Unbestimmtheit.

So schnell also erfolgt gedankliche Rückkehr zur Erde: Oder wissen die führen- den Leute etwa der CDU/CSU “was sie tun”. Oder haben Schröder und die SPD etwa ab 1995 geahnt, dass sie ein Regierungsprogramm 1998 einmal in das politische Grab führen würde könnte (Änderung am 24.10.04)? Auch Liberale wissen auf diesem Anspruchsniveau nicht, was sie tun. Aber es gibt einen großen Unterschied: Liberale wissen um einiges besser, dass Gesellschaft grundsätzlich nicht wissen kann, was sie tut. Empirischer Beleg: Liberale verstehen das Prinzip der sozialwissenschaftlichen Unbestimmtheit stets nach wenigen Sätzen und sie kommentieren meist Achselzuckend: “Klar, was ist daran so besonders neu”? Die Absicht, dies Sozialisten oder Konservativen zu erklären, sollte bei einem Zeitbudget von weniger als 15 Minuten wegen sicherer Erfolglosigkeit gar nicht gestartet werden. Versuchen Sie es selber und überzeugen Sie sich selber.

(G) Exkurs in die Realität

Vom Gedankenflug im Weltall zur Tagespolitik: Was also ist zu tun? Bilden, Entstaatlichen, d.h., Liberalisieren, d.h., Dezentralisieren - selbstverständlich alles verabredet; denn die Schwächsten und die Stärksten Mitglieder einer Ge- sellschaft sind inhärente Elemente jeder bestehenden Gesellschaft so wie Nord- und Südpol inhärente Elemente eines Magneten sind.

Außerdem sind Verabredungen und Vereinbarungen zum Bilden, Entstaatlichen, Liberalisieren, Dezentralisieren auch ökonomisch sinnvoll: Es lebt sich per Saldo einfach angenehmer. Im Wesentlichen darüber wird am “Info-Stand” gesprochen. Die SPD dagegen ernennt, und ist darauf sogar stolz, als Kandidatin für das Amt des Bundespräsidenten eine Spezialistin für Demokratie- und Sozialismustheo- rie; In der CDU/CSU war die Sehnsucht nach einem Hardcore Konservativen weit verbreitet. Die FDP hat einen Kandidaten der praktischen (also irdischen) Ökonomie regelrecht durchsetzen müssen. Etwa Richard von Weizsäcker, Kurt Sontheimer, Heiner Geissler, Gerhard Schröder, Edmund Stoiber (Kanzler in
spe), Friedrich Schorlemmer, Arnold Vaatz, Michael Sommer, Roland Koch,
Red-Bull-Bütikoffer transformierten die vox Rindvieh in die vox populi und ... rümpften die Nase - ob zu viel praktischer Vernunft?

À propos Nord- und Südpol: Was wären wir Liberale ohne unsere Sozialisten und ohne unsere Konservativen? Und stinklangweilig wäre Politik. Moment: Vergnügen auf Kosten von Millionen? So geht das nicht. Also wartet nur, Ihr Leute von der Tiefkühltruhe der Werte einerseits und ihr Betreiber von MVAen, die 2000-Generationen-Erfahrung entsorgen ...

Naa, “Kollegen” ... aber haltet Euren innerlichen Rambo unter strenger Kontrolle. Auch diese Fähigkeit kennzeichnet Liberale, die - was sonst - Liberalismus vertreten.

Über das Jenseits zurück zur Erde , um diesen Exkurs zu schreiben? Auch.

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