Stand: 23. Oktober 2001, 8:00 / 07.09. 2001 / 23.08.01
Information beherrschen u. nutzen
Was hat sich geändert? Weniger als behauptet wird. Information wird heute verarbeitet wie Metall etwa auf Werkzeugmaschinen. Maschinen
also übernehmen Aufgaben, die bisher von Menschen ausgeführt wurden. Die Mensch-Maschine-Schnittstelle hat sich, ein weiteres Mal, verschoben. Wie zu Beginn der Industrialisierung: Schon
einmal gewesen.
Aber Übermittlungsgeschwindigkeit und, daraus abgeleitet, Zugriffsgeschwindigkeit von bzw. auf Information haben sich dank maschineller Verarbeitung
auch im Bereich der Privatsphäre drastisch erhöht. Pro Zeiteinheit steht “am” Menschen mehr Information zur Verarbeitung an. Kinder, die etwa in Indien unterwegs sind, können viel einfacher
als früher “Standortmeldungen” abgeben; der Widerstand gegen derartige Entdeckungsreisen lässt nach. Menschliches Erleben, Entscheiden und Verhalten wird erheblich verändert; der Prozess der
so genannten Globalisierung wurde vermutlich durch all dieses ausgelöst und noch immer in Gang gehalten. Die Expansion des Informationsuniversums scheint nicht nur inflationär sondern sogar
exponentiell zu sein. Die Nutzung der Werkzeuge zum Beherrschen dieses erweiterten Universums erfordern Übung. Dafür benötigen Menschen Zeit. Am Ende des Prozesses wird an der Grenze des
Wissens, Information so schwer zu gewinnen und zu nutzen sein wie seit eh und je.
Liberale Geisteshaltung ist besser geeignet, die notwendigen Umstellungen abzuarbeiten, weil Liberale wissen: Die Chancen sind größer als die
Risiken. Aufklärung hat den Absolutismus überwunden. Aufklärung wird uns auch helfen ignoranz-ausnutzende Besserwisserei und Bevormundung zu überwinden. Liberale wollen, dass alle Menschen
geistig und materiell auf eigenen Füssen stehen. Politik und Staat sind zwar wichtig - aber nicht mehr als “Hilfsbetriebe” der menschlichen Gesellschaft. Mit anderen Worten sind Menschen von
Menschen zu befreien. Das ist auch auf die Jungen anzuwenden:
Befreiung verbessert die Voraussetzungen für Bildung. Frühere Menschen hatten unersättlichen Wissensdrang. Die Neugier der Lernwilligen kann von den Älteren, den Mächtigeren durch Schikane mit nutzlosem Lernstoff oder Bevormundung ganz einfach abgetötet werden. Warum sollten künftige Menschen nicht freiwillig lernen wollen? Im Zeitalter der informationsverarbeitenden Maschinen, der informationellen Selbstbedienung sind die Jungen auf die Alten weniger denn je angewiesen. Das Monopol auf Wissensvermittlung bricht weg. Also, beschleunigt Schluss mit der Egozentrik der Alten. Beweglichkeit ist oft gefordert worden. Selbstverständlich zuerst von den Älteren und der “Bildungsbranche”. Nach Lernen der elementaren Kulturtechniken werden die Jungen den Rest im wesentlichen selbst besorgen. Liberal sind die “Computer”. Gut für die liberale Bürgergesellschaft.
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