27. November 2004, 8:00 / 05.11.02
”Anti-Liberalismus” destruktiv?
Selbstverständlich sollten Liberale auch Kritik etwa Andersdenkender zur Kenntnis nehmen. Aber mehr ist notwendig: Die Kritik muss ernst genommen werden. Das ist zunächst eine
Frage von Toleranz und besonders der Bereitschaft täglich besser zu werden zu wollen, denn zu keinem Zeitpunkt kann Wissen je abschließend richtig sein. Insofern leisten Kritiker, auch polemisierende, einen Beitrag zur Stärkung
des politischen Liberalismus. Klar, dass denunziatorische Polemik keinen Liberalen dazu bewegen wird, den Polemiker zu umarmen; aber mit diesem Gendefekt wird jedermann leben können. Aus heutiger Sicht ist die Kritik
aus der konservativen Ecke wichtiger, weil aus dieser Richtung die Verwässerung liberaler Leitideen wirkt, die letztlich Wasser auf die Mühlen der Sozialisten leitet.
Während die konservative Kritik im Wesentlichen darauf abzielt, die Liberalen sowohl wertepolitisch wie prozesspolitisch zur libertären (Extrem-)Position zu verleiten, zielen Lächerlich-Machen, Denunziation, Entstellung und Desinformation, die gängigen Methoden des sozialistischen Angriffs, auf die Zerstörung der Prinzipien.
Dem Problem muss Aufmerksamkeit geschenkt werden, weil sich beide An- griffsrichtungen gegenseitig verstärken. Hätte der konservative Angriff
Erfolg, be- käme der sozialistische Angriff zusätzliche Ansatzpunkte; hätte der sozialisti- sche Angriff Erfolg, liefe der dezimierte, also geschwächte
Liberalismus, frus- triert, größere Gefahr in die libertäre Position
abzugleiten.
Antiliberale Verschwörungstheorien sind nicht haltbar: Sowohl der konservative wie der sozialistische Angriff sind der nachvollziehbare
Versuch, die jeweilige Po- sition gegen Kritik aus dem jeweils anderen Lager zu immunisieren.
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