Stand: 21. Oktober 2001, 8:00 / 12.10.01

Die Welt habe sich verändert

Von den neuen Dimensionen der Gewalt wird viel gesprochen; neuen Herausforderungen müsse die Menschheit sich stellen. Aber so stimmt das alles nicht. Denn Verbrecher haben eine Rechtfertigung immer und auch durchgeknallte Spinner gibt es seit eh und je: Es brannte Rom, Gladiatoren kämpften aus schwächerer Position um ihr Leben, Ritter zogen mit großen Heeren in den Nahen Osten, schon eine simple Anzeige konnte zur Verbrennung bei lebendigem Leib führen, noch nicht aufgeklärte Franzosen ließen sich zur Bartolomeusnacht anstiften, ... im vorigen Jahrhundert ... Und die Morde des 11. September 2001 waren seit langem geplant. Sie hätten früher, auch später stattfinden können. Nur gutes Wetter musste herrschen, denn im Blindflug hätten die Ziele von wenig geübten Piloten nicht getroffen werden können. Hat sich etwas geändert? Gegen welche neue Herausforderung ist nun zu “kämpfen”?

Geändert hat sich sicher jedoch folgendes: Die Handelnden bestimmter Institutionen haben gemerkt wofür sie schon immer zuständig waren; Versagen wurde offenkundig und öffentlich. Das sind die selben Zeitgenossen die sonst immer alles besser wussten, die bevormunden, die die genau wissen wie Wirtschaften “zu lenken” sind, die wissen wie Menschen sich verhalten müssen damit lebensträchtige Natur an künftige Generationen vererbt werden kann, sich ihrer Sache so sicher sind, dass Sie unter diesem Titel Steuern eintreiben und diese dann, noch wichtiger, einsetzen um Löcher im Sozialetat zu stopfen. Nicht einmal rational handelnde Politikern also sind “sicher” ... Mehr Menschen als bisher wissen daher besser, dass menschliches Verhalten grundsätzlich nicht kalkulierbar ist. Ist es zumutbar zu erwarten, dass endlich die Konsequenzen aus dieser konkreten Erfahrung gezogen werden? War es nötig, für die Erkenntnis mit 5000-6000 Toten zu zahlen?

Sicher gibt es neue Sorgen und mehr Ängste als früher. Ohne die Tragödie zu banalisieren, ist festzustellen, dass die Stimmung vieler, vieler Menschen sich sehr verschlechtert hat. Das ist anders als am 10. September 2001. Die Verbrecher allerdings wussten schon immer, dass Wut, Zorn und Verachtung ihnen entgegenschlagen würde. Aber dass nunmehr viele mit ihrem Versagen konfrontiert sind, ist wohl neu bzw. anders. Gefühlsmäßig und rational.

Wäre es weitergehend nicht doch wünschenswert, wenn moderne, zukunftsfähige, sozial gerechte (SPD), ökologische (Grüne) und eventuell sogar neue (CDU) Bescheidenheit nicht nur Ankündigung, sondern auch Realität werden könnte? Ja, es stimmt: Wir haben im 3. Jahrtausend großen Änderungsbedarf.

Hand aufs Herz: Das ist “neu”?.