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Stand: 4. September 2005, 8:00 / 09.02.05 / 08.08.04 / 04.08.04

Elemente liberalen Denkens und liberaler Politik:

Über die Ästhetik der Toleranz

Ein Aperçu als Entwurfsskizze.



Zu Ende gedacht: Toleranz ist eigentlich angenehm: Hass, Ärger, Aggression, Neid und manch anderes “negatives” Gefühl, wie ausradiert. Toleranz ist übrigens die grundlegende Voraussetzung für Friedfertigkeit; Toleranz der Vielen also die Voraussetzung für Frieden.

Mehr noch: Toleranz kann Freude erzeugen. Machen Sie, verehrter Leser, ein Experiment in folgenden Schritten:

  1. Identifizieren eines Mitmenschen, dem man ausländische Herkunft an- sieht; wegen des vorgesehenen Experimentes vorzugsweise einen “Tür- ken”; vorzugsweise mit passablen Deutschkenntnissen; besonders geeig- net in bedienender Funktion an Tankstelle, Geschäft oder Gaststätte.
  2. Beginnen Sie ein launisches Gespräch: Wetter, böse Bundesregierung, die das alles nicht hinkriegt, Fußball, Urlaubsstaus (schon wieder böse Bundesregierung), toll Ihr Geschäft - es gibt viele Themen. Gespräch ent- wickeln bis gegenseitige Sympathie schwingt; Sympathie darf aber nicht aufgesetzt wirken.
  3. In dieser Stimmung abrupter Themenwechsel: Wie lange sind Sie schon in Deutschland? Antwort wird irgendeine Zahl zwischen 5 und 20 Jahren sein. Kommentar dazu: So kurz - lange Zeit - wie die Zeit vergeht. Danach ganz kurze (Kunst-)Pause.
  4. Stammen Sie / Ihre Vorfahren aus Spanien/Italien (deswegen vorzugswei- se einen Türken wählen)? (Voraussichtliche) Antwort: Nein, ich bin Türke.
  5. Ach, (noch eine kleine Pause) u. haben Sie denn (hier auf keinen Fall das Wort “schon”) einen deutschen Pass?
  6. Falls “ja” (der weniger günstige Fall für das Experiment): “Das ist gut”, und weiter mit Schritt 8. Falls Nein:
  7. Warum nicht? Oder wieso nicht? (mit kleinem Protestunterton). Häufigste Antworten: Will zurück, Nationalstolz; manchmal spürt man auch eine gewisse Nachlässigkeit, ganz selten das Motiv “die Deutschen sind doof”. Darauf (etwas, Rest für später aufheben) eingehen; Einwände abarbeiten in durchaus streitigem, absolut freundlichem Gespräch). Jetzt zielstrebig auf den Höhepunkt zusteuern:
  8. ... denn sie sind doch unser Türke.
  9. Ihre Ernte: Nach 1-2 Sekunden das Gesicht, die Augen des Gesprächs- partners. Jede Beschreibung hier wirkte flach. Aber eines wissen Sie mit Sicherheit: Dem Mitmenschen haben Sie eine (kleine?) Freude bereitet. Die Basis: Ihre Toleranz.
  10. Nach dem “unser Türke”, das Gespräch aber keinesfalls sofort beenden, auch darauf achten, dass keine körpersprachliche Eile “rüberkommt”., also in Ruhe auslaufen lassen. Thema ergibt sich aus Schritt 7. Im Falle von Zeitmangel ist es beinahe unverantwortlich “das Experiment” durchzuführen.

Wenn Sie den Ort frequentieren, können Sie vertiefen, etwa mit: “Tach, Herr Deutscher Türke” oder “Tach, wie steht die Sache mit dem Pass”? oder “Was sagt Mamma/Pappa zum Thema Pass” ... Kommentare erübrigen sich. Ein Letztes: Bei gebildetem Auftreten (möglichst auch sein) ist Ihre Ernte am größten ...

 

Ohne Toleranz geht Liberalismus nicht.

Toleranz, so etwas wie ein Elementarteilchen des Liberalismus, umfasst eine Vielzahl von Teilaspekten mit spezifisch erforderlichen Verhaltensweisen:

(A) Toleranz im Emotionalen

Die Quellen und Anlässe zu Reibungen: Kultur (einschließlich Sprache, Mentalität, nationale Herkunft), politische Programme, sozialer Status, Funktion und Rolle in der arbeitsteiligen Gesellschaft oder Bildungsstatus der anderen Person samt ihrem Lebensentwurf.

(B) Toleranz im Rationalen

Der Elchtest der Toleranz: Einer sagt “a” sei richtig, der Andere dass “b”. Schnelles Entscheiden muss sein. Es gibt zahllose Verfahren der Konfliktregelung. Die Entscheidung falle auf Basis “a”. Wie verhält sich nun der Eine? Wie verhält sich nun der Andere? Was ist zu tun, damit der Eine und der Andere weiter produktiv zusammenarbeiten (können)?

(C) Interessenkonflikte

Toleranz vermeidet, dass es hierbei ernst wird. Kompromisse sind einfacher wenn (A) und/oder (B) gegeben.

(D) In Köln sagt man:
Leben und leben lassen.
Die Grenzen.

Es hilft aber andererseits auch alles nichts: Toleranz hat Grenzen. Nur deswe- gen, übrigens, “gibt” es Toleranz. Entgrenzte Toleranz hebt Toleranz dialektisch auf. Toleranz also endet bei Nicht-Beachtung der Rechtsordnung.

(E) Toleranz in der Politik

Selbstverständlich kann und soll die Rechtsordnung geändert, den Gegebenheiten angepasst, werden. Vielfach wird übersehen, dass das Verfahren zur Änderung der Rechtsordnung, bei obwaltender Toleranz, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit jeweils nur auf der Basis der bestehenden Rechtsordnung erfolgen kann (i.S. von dürfen - die Aussage umfasst extreme revolutionäre Situationen nicht).

Für Bremser und Treibende gilt: Bei der Formulierung und Gestaltung der künftigen, d.h., weiterentwickelten Rechtsordnung ist vielfach Toleranz unverzichtbarer Ratgeber im Dienste von künftiger Friedfertigkeit. Dies betrifft insbesondere Themen des Wertekanon und bis zu einem gewissen Grade die Sozialpolitik.

 

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Liberalismus Bausteine