Stand: 15. Mai 2001, 8:00
Die garantierte Sau
Wen hat nicht schon das Missgeschick des stolzen Eigentümers ereilt: Ein Pro- dukt hat seinen Geist aufgegeben, viel früher als vor
Ablauf der erwarteten langen Nutzungsdauer. Pech gehabt? Nein, die Wirtschaft liefert neu, macht also zu- sätzliches Geschäft. Welch soziale Ungerechtigkeit! Sozialisten legen ihre Stirn in Falten: “Wir müssen das gestalten”. Resultat: Garantiefristen verlängert. Fins- ter Mächtige müssen “kostenlos”, äh, “gratis” reparieren; die die viel Geld haben sollen zahlen. Schlau gedacht!
Wirklich? Werden die Gehälter der Kundendienstmitarbeiter vom Heiligen Geist, “vom Staat” oder gar von Karl Marx gezahlt? Kaum. Die Gehälter zahlt,
wie es sich gehört “der Unternehmer”. Woher kommt das Geld? Vielleicht vom Verkauf der “Produkte”? Ach, so: Wenn also im Kundendienst mehr Mitarbeiter beschäf- tigt werden müssen, damit die
“Gratis”-Reparaturen ausgeführt werden können, werden diese Kosten auf die Produkte verteilt und die Verkaufspreise steigen. Im- mer noch sozialgerecht? Kann man so oder so sehen. Die
Produzenten jeden- falls, könnten nach diesem Prinzip auch 10 oder 20-jährige Garantiefristen bieten; sie verdienen auf jeden Fall - vorausgesetzt alle Produzenten sind zu gleich lan- gen
Garantiefristen verpflichtet. Privatabsprache oder gesetzliche “Absprache” laufen auf das selbe hinaus. Weitere Wirkung: die Lebensdauer der Produkte nimmt zu. So werden weniger Produkte
verkauft und die Unternehmen versetzen Mitarbeiter von der Produktion in den Kundendienst. Über produktspezifische Op- timierung von “Qualität” und Lebensdauer müssen die Unternehmer nicht
mehr nachdenken. Der “Gesetzgeber” weiß es nämlich besser. Neue Parole “Staat ge- gen zu viel Denken”. Denken tun nur die Besserwisser. Turbo-Sozialismus pur. Sehr fortschrittlich.
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