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Stand: 8. November 2011
letzte Änderung kursiv gesetzt

Zur Funktionalität der Medien

Von Sprache zu Rauchzeichen, über Elektrik/Elektronik zur Notwendigkeit der Veredelung von Information


Schon Sprache beruht auf der Verabredung zwischen Hörer (Empfänger) und Sprecher (Sender). Zwar konnte mit dem Rauchzeichen eine große Entfernung überbrückt werden, aber die Fähigkeit des Empfängers Bilder zu verarbeiten blieb ungenutzt, weil die Sender keine Vorrichtung kannte, mit der unabhängige und entschlüsselbare Zeichenfolgen parallel gesendet werden konnten. Obwohl also das Rauchzeichen mit Lichtgeschwindigkeit von elektromagnetischen Wellen, nämlich Licht, übertragen wird, konnte die Beschränkung auf das Senden einer sequenziellen Zeichenfolge bei großen Entfernungen nicht überwunden werden. Mit Erfindung der des geschriebenen Wortes wurde zwar die Kanalbreite wesentlich erhöht, aber die Kanalkapazität (Zeichen/Zeiteinheit) stieg nicht wesentlich. Fortschritt gab es ab Ende des 19. Jahrhunderts nach der Entdeckung und Nutzung der Elektrizität. Telegraphie per Morse-Alfabet, Telefon, Fernschreiber und Rundfunk, später Radio-Foto und Telefax waren sicherlich Fortschritte, die die Welt verändert haben. Der Nutzerkreis blieb wegen der hohen Investitionskosten für die Kanäle im wesentlichen auf die Medienwirtschaft beschränkt.

In den letzten Jahrzehnten des vorigen Jahrtausends kam zunächst die lokale EDV und dann das weltumspannende „System“ von mit einander nach Bedarf verbundener Geräten (Telefon, Telefax und PC, Preis ab 300 €), die jedermann handhaben, nutzen kann. Am 25.05.11 berichtete die FAZ, N1, dass bei einem Versuch in Karlsruhe „26 Terabits (Billionen Bits) pro Sekunde durch eine fünfzig Kilometer lange Glasfaser strömten“, das sind 700 DVD, oder 2800 Stunden bzw. 4 Monate Film im Format eines handelsüblichen PC-Bildschirmes. In jeder Sekunde.

Goldenes Zeitalter der Elektronik?

Technisch ohne Frage „golden“. Auch zivilisatorisch, weil es Standards gibt, die die Verständigung von Sender und Empfänger gewährleisten, das Internet ermöglichen.

Es bestehen damit die technischen und Ablauf organisierenden Voraussetzungen dafür, dass jede Person „Zugriff“ auf die primäre, nicht verarbeitete Original-Information hat. Ein Ablauf, Prozess kommt jedoch nur zu Stande, wenn die dokumentierte Information im geordneten Katalog vorliegt, so dass bei gegebenen Auswahlkriterien die für die Frage relevante Information rasch genutzt werden kann; das herkömmliche Lexikon ist eine solche Ordnung.

Information wird mit Sprache codiert und mit Sprache erschlossen, gefunden. Textdokumente sprechen aus sich heraus, Filme und Bilder erhalten eine sprachlich codierte Inhaltsangabe. Es gibt folglich keine objektiven Ordnungssysteme; auch die neu einzurichtenden sind stets signifikant fehleranfällig. Es liegt in der Natur von Sprache, dass das Auffinden von Texten ziel/fallbezogen scheitern kann.
 
Der kulturelle Fortschritt hält sich in Grenzen, weil die Menge der Information vom Einzelnen nicht genutzt werden kann. Jede Person, sowohl Sender wie Empfänger ist Engpass geworden. Zwar ist die Gesellschaft der 7 Mrd Menschen nichts als ein kollektiver Wissensspeicher, dessen Wirkungsmacht aber darauf beruht, dass „alle“ (in etwa) wissen, was die je anderen wissen, darüber also – bei Zeitverbrauch größer Null - verständigt sein müssen.

Medien sind nützlich, sogar unverzichtbar

Andernfalls gäbe es diese Bildung (Begriff nach Hajek) nicht. Gemeint ist zunächst nicht die Funktion der 4. Gewalt im Staate. Während früher die nachgefragte Funktionalität der Medien sich im Wesentlichen auf die technische Verfügbarkeit „beschränkte“, haben die Medien seit einigen Jahrzehnten und zuletzt beschleunigt die Funktionalität übernommen, Primär- und Sekundärinformation zu finden, zu selektieren, zu verdichten, d.h., zu verarbeiten, damit implizit und unvermeidbar zu verändern. Das sind vielfältige, sehr komplexe und vielschichtige Vorgänge. Dies liegt in der Natur von Sprache und auch am Kenntnisinteresse der Zielpersonen des Kommunikationsprozesses. Nicht nur Beruf, Funktion, Rolle und Interesse der Zielperson, sondern auch der Zeitenlauf begründen einen Kosmos von (unterschiedlichsten) Bedarfsfällen. Wenn nicht längst, dann kommt alsbald das goldene Zeitalter der Medien mit der Perspektive von „goldenen Nasen“.

Die werden aber nur möglich sein, wenn die üblichen Kriterien der Güterproduktion zu Geltung kommen: Zunächst Qualität und Preis; spezifisch abgeleitet Originalität, Verdichtungsgrad, Objektivität, Wahrheitsgehalt, Relevanz und Aktualität, Taktung, Form der Darbietung und Varianten (Ausstattung).  Selbstverständlich wollen die Kunden die beste denkbare Qualität zum niedrigsten Preis. Wer ein Dokument im Dschungel von Anzeigen sucht, zahlt im übertragenen Sinn einen hohen Preis.

Auch das Kostendegressionsprinzip der Massenproduktion kommt voll zum Tragen. Kostengünstig ist es, im Internet Infohäppchen zu sammeln, neu aufzumachen und erneut zu veröffentlichen. Besonders hohe Kosten verursacht der persönliche Agent, der „on demand“ agiert. Kostengünstiger ist der Kauf der Nachtichten/Kommentare von Agenturen, höhere Kosten verursacht der Korrespondent und noch höhere der Journalist auf Dienstreise mit dem Ziel von einem Ereignis zu berichten bzw. kommentieren. Einen passablen Bericht bringt ein Journalist, der einen Parteitag auf der Basis der Primärinformation von Phönix am Schreibtisch fertigt; aufwändiger ist es, vor Ort auch Stimmungen persönlich wahrzunehmen. All das soll lediglich einige wichtige Faktoren und Methoden medialer Produktion aufzeigen und insbesondere auf den (hoffentlich doch) nicht beherrschbaren Faktor der agierenden Person fokussieren. 

Vertrauenssache

Auf die handelnden Personen und ihren Willen kommt es wie in allen Bereichen der Güterproduktion an. Auch in der Medienwirtschaft gibt es Marken. „Teuer“ bis „billig“. Ebenso wie in der Güterproduktion spielt Vertrauen, dass das Ist dem (ggf. selbstgewählten) Soll entspricht eine große Rolle. Obwohl jedermann zu Primärinformationen Zugriff hat, ist damit in der Regel nicht geholfen, weil der Stoff aus zahllosen gleichzeitigen Ereignissen in Realzeit nicht verarbeitet werden kann. Jedermann, vom Privaten bis zum Produzenten von Gütern oder Dienstleistungen (etwa die der Politik) ist auf Medien, d.h., auf Vermittler bzw. Verarbeiter angewiesen … will er „richtige“ Entscheidungen treffen.

Medien als Mittel kultureller und zivilisatorischer Hygiene

Allein das Wissen um die Existenz der Medienprodukte verändert das Verhalten der Personen; wegen dem heute kostengünstig möglichen rasanten Transport von Information noch viel stärker als früher. Gibt es Ausfälle eines Produktloses, bricht die Nachfrage zum bisherigen Preis von jetzt auf sofort weg. Wird der Politiker wegen einem Korruptionsskandal „abgesetzt“ kann er sich die Erzählung zu Hause sparen, bzw. fallweise auf die erneute Kandidatur sofort verzichten. Die wichtige Funktion der Medien (-betriebe) als 4. Gewalt im Staat beschränkt sich nicht nur auf die Staatsindustrie und die Politikbranche. Die 4. Gewalt wirkt universell – positiv, ggf. auch negativ - und über alle Bereiche menschlicher Aktivität.

Bestimmen die Medien?

Ja und zwar uneingeschränkt. Informationen, die “die Medien” nicht selektieren, nicht verdichten, fehlerhaft verarbeiten,
prägen das Verhalten der Medienverbraucher genauso stark wie selektierte, verdichtete fehlerfrei verarbeitete Information. Der Verbraucher/Nutzer kann es unabhängig vom Bildungsgrad nicht besser wissen. „Die Medien“? Die Vielfalt neutralisiert, vermeidet Medientotalitarismus, setzt der 4. Gewalt Schranken. So wie sich auch nur themenspezifisch die Herde bildet – und dann ade Du mein lieb Heimatland – so kann sie sich wieder auflösen oder auch nicht …

Zuzugeben ist, dass das gezeichnete Bild ein idealtypisches ist. Wie wichtig Freiheit dennoch ist, muss nicht weiter ausgeführt werden.

Höhere Kultur hat zunehmende Inanspruchnahme von Freiheit zur Folge. Je primitiver eine Gesellschaft, desto mehr verzichten die Einzelnen – überwiegend frei willig - auf die Inanspruchnahme und Wahrnehmung von Freiheit.

Und erst nun kommt die Stunde der Schelme ...

 

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