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Stand: 26. November 2006, 21:00, 01.10.03 / 13.03.02 / 28.02.02

Der Pampas-OMM

Dem Chef des IWF, Horst Köhler, könnte die Courage zur Fahrt in Argentiniens politischer Achterbahn abhanden gekommen sein (1): Unser Kanzler, Gerhard Schröder, der OMM, solle den mit dem Versager De la Rua (Sozialistische Internationale, früherer Europa-Chef Schaaaaarping) bereits verabredeten Besuch in Buenos Aires unbedingt jetzt nachholen; denn Reisen bildet. Auch unserem Stellvertretenden Spitzenkandidaten, Außenminister i.D., der lieber großmäulig und arrogant quatscht (Christiansen 24.02.02), hätte es nicht geschadet, das durch jahrelange staatliche Intervention (Deutschland: politische „Gestaltung“) angerichtete Desaster vor Ort persönlich in Augenschein zu nehmen. Aber wir wollen ja sparen, daher ist Bildung einmal mehr ausgefallen... So weit so gut, die müssen wissen was sie tun.

Eines der kompetentesten Unternehmen in Deutschland, die renommierte Fa. Siemens, so steht’s im Geschichtsbuch, ist in Argentinien seit 1908 tätig, hat sicher auch dort gut verdient und ist schon deswegen im Tango-Land sehr ange- sehen. Nun hat Siemens während der Regierungszeit des früheren Präsidenten Menem von der Staatsverwaltung einen lukrativen Auftrag im Wert von 1,25 Mia EUR erhalten. Einige meinen, zu stark überhöhten Preisen, wegen gewisser ent- haltener nützlicher Abgaben (NA), weshalb auf Veranlassung der Regierung De la Rua, selten aktionsstark, der Siemens-Auftrag im Mai 2001 storniert wurde. Kon- sequenz: Ein “dorniger Rechtsstreit” (El Clarin, 14.2.02, S.16) vom Feinsten mit einem in Anwaltskreisen so beliebten honorarträchtigen Mandat, denn Siemens verlangt immerhin 750 Mio EUR Schadensersatz; bestenfalls 250 Mio EUR seien angemessen.

Die Zeitungen am La Plata berichteten seit Tagen über die Reise unseres fulmi- nanten OMM in Begleitung einer 30-köpfigen Unternehmerdelegation durch die großen Lateinamerikanischen Länder. Wer ist, zumindest auf der Argentinien- Etappe (14./15.02.02), mit von der Partie? Na? Natürlich der Chef des bereits erwähnten deutschen Spitzenunternehmens. Haste Worte. Dazu, nach ähnlichen Berichten an den Vortagen, als Schlagzeile / Untertitel der Zeitung El Clarin aus Buenos Aires vom 14. Februar 2002, Seite 16:

Deutscher Kanzler kommt mit Reklamationen und Vorschlägen. Mit Präsi- dent Duhalde wird über die Lösung des Fall Siemens und über finanziel- len Beistand (auxilio financiero) für Argentinien beraten.

Preisfrage: Könnte Otto N in Argentinien auf den Gedanken kommen, dass der Kanzler Kohle für Argentinien nur dann herausrückt, wenn auch Siemens „etwas“ bekommt? (Im Fall Holzmann allerdings, gab es Staatsknete ohne den Umweg zusätzlicher Verschuldung eines darbenden Landes.) Der Argentinischen Regie- rung steht das Wasser bekanntlich Unterkante Oberlippe; und Siemens will von Geschäften profitieren (selbstverständlich nichts gegen Profite), die nach verbrei- teter argentinischer Meinung gegen den Himmel stinken. Oder anders: Deut- sches Prestige, um Siemens zu einer handvoll Dollar aus argentinischer Kasse zu verhelfen? Und könnte Otto N in Deutschland auf den Gedanken kommen, dass angesichts der aufwendigen Wahlkampagne eine kleine Spende aus München, einschließlich Nachahm-Effekt aus der 30-köpfigen Unternehmerdele- gation, für die ach so arme SPD im Kanzleramt durchaus gern gesehen werden würde? (Nicht schlecht denken: Norbert Rüther soll noch nie in Argentinien ge- wesen sein).

Schimpft die Bäckerin an der Ecke: Es ist unfassbar: Der (durchaus tüchtige) Bürgermeister Rico in 1664 San Miguel kassiert vierfach: 1.+2. satte Rente nach Rechtslage aus 2 mal 3 Monaten Regierungsamt, 3. Vollpension als Oberst des Heeres plus 4. ca. 6500 € laufendes Gehalt. (2) Derweil sorgt, wie geschrieben, Horst Köhler (CDU/CSU) vom IWF für den Kanzlerabstecher an den La Plata; mit dabei: Heinrich von  Pierer (CDU/CSU), führender Manager der deutschen Wirt- schaft. Honny soit qui mal y pense. Dass seinerseits der OMM mit Stilproble- men kämpft, hat Das Liberale Tagebuch an zahllosen Beispielen dargelegt. An Herrn von Pierer, schon herkunftsbedingt sicher mit exzellenter Kinderstube ausgestattet, ist die Frage zu richten: “Sind Sie wirklich darauf angewiesen auf diese Weise Gewinn zu machen?“ Pfui Deibel. Und der OMM, statt in Vilshofen zu „seiner Bevölkerung“ zu sprechen, macht einen auf „Kanzler der Bosse“. ámbito financiero, Seite 1, 18.02.02 in süffisantem Unterton im Nebensatz: “Und Schröder hielt vor versammelter Unternehmerschaft eine Wahlrede, statt politische Vorschläge / Ideen zu entwickeln”. Die Intellektuellen am La Plata hätten dem was gepfiffen: So schäbig gehen Sie, verehrtester OMM , mit den Gefühlen der Menschen um. Im Auswärtigen Amt ist das Problem „Argentinien“ anscheinend unbekannt. Der Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Buenos Aires, dessen Namen selbst Spezialisten kaum kennen, ist übrigens Dr. Hans Ulrich Spohn (Home Page der Botschaft vom 24.2.02).

Schröder kam am späten Nachmittag des 14.02.2002 angeflogen, erfrischte sich im Hotel Sheraton und wurde danach, geschniegelt und gestriegelt, in der Resi- denz des Präsidenten Duhalde auch empfangen. Gemeinsames Abendessen im
 

Hotel Sheraton in Buenos Aires: Beliebte Absteige für Businessmen wie Verkäufer, Monteure und Vertreter sowie beamtete Juristen und Militärs aus allen Herren Länder


Kreise beidseitig großen Anhanges. Am nächsten Morgen Tête-à-tête-Katerfrüh- stück, Museumsbesuch, 20 Minuten Auftritt auf einer Veranstaltung der Deutsch- Argentinischen Handelskammer; kein Minister der Regierung Duhalde anwesend; Abflug am frühen Freitag Nachmittag, den 15.02.02 - Klar, das Wochenende ... Am Montag, den 18.02.2002 gab es in der Presse nur noch den zitierten Neben- satz und die Sache war vergessen, so wie die Hochzeit von Maxima Anfang Fe- bruar 2002. Deutschland und Argentinien sind ja so ähnlich ... Interessant noch dieses: Wenige Tage später kam Präsident Cardoso, Brasilien, anlässlich eines MERCOSUR-Meetings nach Buenos Aires. Diesmal empfing Duhalde am Flug- hafen ... Mag sein, dass wir arroganterweise überall in der Welt, nur bei uns nicht, politische Schlampläden sehen. Dennoch sollten wir in Deutschland kleinere Brötchen backen und uns über die Machtverhältnisse in der Welt nicht zu sehr täuschen. Aber darüber redet niemand, während Fischer am 12.5.2000 im Sandkasten der Humboldt Universität den Europäischen Bundesstaat gestaltet ... Auch Argentinien neigt zum Träumen ...

Ach, und der Monopolminister bekam noch eine letzte Gelegenheit zum Genuss von exzellentem Bio-Pampas-Fleisch. Klar, der OMM kocht stets persönlich. Dass der auch als Märchenonkel in Deutschland bekanntgewordene Minister der Wirtschaft an der Herrenpartie durch Lateinamerika, Mexiko bis Argentinien, teil- nahm, konnte das geübte politische Auge wegen der Präsenz seines Gesichtes in den hinteren Rängen der Fernsehbilder mit Sicherheit feststellen. Die Argenti- nier haben mit ihren eigenen Monopolen sicher genug Ärger, so ist verständlich, dass als Besucher nur Heinrich von Pierer und der schon erwähnte OMM in der Presse genannt wurden. Ohgottwalter. ámbito financiero, 18.02.02, S. 1: Die fast lupenreine Männerrunde am Abend des 14.02.2002 in der Residenz des Präsidenten mischte der Kanzler mit seiner phantasieanregenden Dolmetscherin auf. „Es ist anzunehmen, dass diese Personalwahl eine Aufmerksamkeit des Botschafters für seinen ca. fünfmal verheirateten Chef sein sollte“ (Donnerwetter: + 25 %, hat sich hier noch gar nicht herumgesprochen); so weit also ámbito financiero über den OMM, den Boss der Genossen. Das Aufkreuzen von Bun- deskanzler Schröder am La Plata insgesamt also eher peinlich. Eine Jumbo- Großhandelspackung Ohgottwalters für die gesamte Bundesregierung!

Einem prominenten Banker in den Mund gelegt, der Fall Holzmann: Peat Nuts; Fall Siemens: Pea Nuts; Otto N aus Kleinkleckersdorf, Bilanz der SPD-Regie- rung 1998-2003: Pea Nuts. Dazu Das Liberale Tagebuch:

Deshalb wählt richtig,

Deshalb FDP, spätestens September 2006!

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(1) 26.11.06: Zwar ist längst klar, dass Horst Köhler als Bundespräsident einen großer Gewinn für Deutschland darstellt. Aber die LT-Redaktion steht zur “Kritik” aus der Sicht von 2002
(2) 26.11.06: Sonderrenten gibt zwar noch immer, aber mehr als eine Rente ist seit ca. 10 Jahren nicht mehr zulässig. Bemerkenswert, wie hartnäckig sich Misstrauen gegen “die Politik” auch in Argentinien hält.

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